Meerschweinchen: Haltung & Fütterung

Tierarztpraxis Alleencenter | Meerschweinchen: Haltung und Fütterung

Haltung

Meerschweinchen leben in freier Wildbahn stets im Familienverband zusammen, sie sind sehr gesellig und sollten zumindest paarweise gehalten werden. Ein passender Artgenosse kann weder durch den Menschen noch eine andere Tierart ersetzt werden. Die Einzelhaltung von Meerschweinchen oder die Haltung eines Meerschweinchens mit einem Kaninchen ist nicht artgerecht!

Ein Käfig sollte pro Tier mindestens 0,5m² Grundfläche bieten. Handelsübliche Käfige mit einer Grundfläche von 120 x 60 cm bieten zwei Tieren gerade noch ausreichend Platz, wenn sie über eine zusätzliche Ebene verfügen. Für größere Meerschweinchengruppen sind handelsübliche Käfige nicht geeignet. Um den Lebensraum artgerecht zu strukturieren, sollte (ab drei Tieren) die Gesamtgröße von 2m² nicht unterschritten werden.

Der Käfig sollte verschiedene Unterschlüpfe bieten: Große, in die sich alle Gruppenmitglieder gleichzeitig zurückziehen können sowie ausreichend Versteckmöglichkeiten (z.B. Holzhäuschen, Weidenbrücken) für einzelne Tiere.

Um Streitigkeiten bei der Futteraufnahme zu verhindern, bietet man das Futter an mehreren Futterstellen an.

Es gibt verschiedene Einstreu, es eignen sich Kleintierspäne, Holzgranulat oder Hanfeinstreu. Die großen Strohpresspellets sollten nur verwendet werden, wenn sie mit Heu, Stroh oder Spänen dick abgedeckt werden. Ohne eine schützende Streuschicht können die Tiere nicht gut darauf laufen („Laufen Sie gerne über einen Kieselstrand?“) und es kann zu Druckstellen an den Fußballen kommen.

Fütterung

In der freien Wildbahn ernähren sich die Meerschweinchen recht karg. Sie fressen Wildgräser und -kräuter sowie Rinden und Wurzeln. Der spezielle Magen-Darm-Trakt der Meerschweinchen kann aus den rohfaserhaltigen, nährstoffarmen Pflanzen alle benötigten Nährstoffe (z.B. Vitamine und Eiweiße) herstellen. Hingegen führen größere Mengen an Kohlenhydraten, wie sie in Getreide und Getreideprodukten enthalten sind, zur Gewichtszunahme und Störungen der Darmflora mit dem Resultat von Verdauungsstörungen.

Weiterhin ist eine rohfaserreiche Nahrung sehr wichtig, da Meerschweinchen lebenslang nachwachsende Schneide- und Backenzähne haben. Durch die andauernde Kauaktivität, die notwendig ist, um die rohfaserreiche Nahrung ausreichend zu zerkleinern, wird die entsprechende Abnutzung der Zähne gewährleistet, damit kein Fehlwachstum entsteht.
Da bei Meerschweinchen der Verdauungstrakt nur über wenig Muskulatur verfügt, muss ständig neues Futter aufgenommen werden, um die bereits im Magen-Darm-Kanal befindliche Nahrung weiter zu schieben. Futter muss somit immer bereitstehen und man darf Meerschweinchen niemals fasten lassen.

Die optimale Ration besteht aus:

  • Heu: qualitativ hochwertig und muss immer unbegrenzt zur Verfügung stehen
  • Frischfutter (sollte 2 x tgl. angeboten werden):
    • strukturiertes Grünfutter (1/2 – 2/3 der Ration) wie z.B. Gras, Kräuter, Löwenzahn, Möhrengrün, Chicoree
    • Gemüse (etwa 1/3 der Ration) wie z.B. Sellerie, Gurke, Paprika, Karotte, Fenchel
    • weitere Knollengemüse sind zumeist sehr kohlehydrathaltig und sollten auch eher als Leckerbissen angeboten werden wie z.B. Karotte, Pastinake, Topinambur, Mais, Rote Beete, Sellerie, Blätter von Blumenkohl, Kohlrabi und Broccoli
    • Obst (selten, wenn max. 1/4 der Ration) wie z.B. Apfel, Erdbeeren, Birne oder hin- und wieder Banane
    • Salate wie z.B. Endivien, Feldsalat, Rucola, Römersalat
    • Kräuter wie z.B. Basilikum, Huflattich, Majoran, Vogelmiere
  • Nagematerial: Äste von ungespritzten Obstbäumen, Haselnuss, Weide oder Birke
  • Wasser: am besten im Napf angeboten und immer zugänglich

Bei Tieren in Außenhaltung kann über die Wintermonate, in denen eine höhere Energiezufuhr erforderlich ist, eine Mischung aus verschiedenen Trockengemüsen (z.B. Möhre, Rote Beete, Brokkoli, Sellerie) gefüttert werden.

Kraftfutter/Getreidehaltiges Futter:
Generell sollten Sie auf alle Getreideprodukte (handelsübliches Trockenfutter, Körner, Brot, Knabberstangen) verzichten – geht dies nicht, dann sollte pelletiertes Alleinfutter (max. 1 Esslöffel/ kg Körpergewicht am Tag) bzw. getreidefreies Futter angeboten werden. Auch Leckerlis wie z.B. Joghurtdrops sind völlig ungeeignet, da diese Zucker enthalten.

Vitamin C:
Meerschweinchen können kein Vitamin C bilden und somit muss es über die Nahrung zugeführt werden. Ausgewachsene Tiere benötigen 10-15mg pro Tag und bei einer ausgewogenen Ernährung ist die zusätzliche Gabe nicht erforderlich. Vitamin C ist in grünen Pflanzen enthalten, Paprika (Gelbe enthalten mehr), Karotte, Sellerie, Roter Beete und Petersilie.

Futterumstellungen sollten immer nur langsam über Wochen vorgenommen werden. Neue Futtermittel über mehrere Tage nur in kleinster Menge anbieten. Bleibt die Verdauung unauffällig, kann die Menge erhöht werden.